Von der Entdeckung der Quelle bis 1970
Will man die Geschichte rund um die Thermalquelle von Pfäfers – und damit auch jene des Rehazentrums Valens – ergründen, darf und muss man weit ausholen. Wir blicken daher zurück bis ins Jahr 1240, als die Quelle und ihre heilende Wirkung entdeckt wurde.
Auf der Jagd nach dem Waldrapp entdecken die Klosterjäger Vils und Thuoli im Jahr 1240 die Warmwasserquelle in der Taminaschlucht. Von nun an gelangen die Heilung Suchenden vom Windengüetli aus an Seilen und in Körben zu den ausgehauenen Felsnischen. Eine Urkunde berichtet von einem geordneten Badebetrieb unter Abt Johann II. Er errichtet schwebende Bäder in der Felsenhalle und das erste Badehaus über der Tamina.
Im Jahr 1535 weilt und wirkt der berühmte Arzt Paracelsus im Bad und verfasst die viel beachtete Schrift über die Therme von Pfäfers: «Vom Ursprung und Herkommen des Bads Pfeffers, auch seiner Tugend, Krafft und Würkung, Regiment und Ordnung. (…) Diss Bad ist eine Purgation, ein Ort der Reinigung. Es zieht aus mit Gewalt durch Fleisch und Haut all Widerwärtigkeit.»
Ein wertvoller Beitrag Paracelsus’, der offenbar während seines Wirkens Zeuge eindrucksvoller Genesungen geworden war.
Paracelsus, eigentlich Theophrastus Bombastus Aureolus Philippus von Hohenheim (1493–1541), wird in Einsiedeln geboren. Nach dem Tod seiner Mutter zieht er mit seinem Vater, einem geschätzten Arzt aus dem Land Schwyz, mit Herkunft aus dem schwäbischen Niederadel, nach Kärnten. Später studiert Paracelsus an mehreren Universitäten in Deutschland, Frankreich und Italien.
In Strassburg erwirbt er das Bürgerrecht und in Basel wirkt er als Professor und Stadtarzt. Als Erneuerer der Medizin wird er von den Berufskollegen gehasst und gefürchtet. Später findet man ihn in Nürnberg und auch in St. Gallen, wo er von Joachim von Watt, genannt Vadian, ebenfalls nicht verstanden wird. Paracelsus ist ein grosser Geist und Gelehrter, der mit seinem Wissen der Zeit weit vorauseilt. Nach einem unruhevollen Wanderleben stirbt er mit erst 48 Jahren in Salzburg.
Jodok Höslin, um 1630 Abt von Pfäfers, lässt das heilende Wasser 420 Meter weit an den Ausgang der Schlucht leiten. Als Wasserleitung dienen lärchene Teucheln: aufgebohrte Holzröhren aus Baumstämmen. Erst an diesem Standort wird ein Badebetrieb ohne grosse Beschwerlichkeiten möglich. Mit der Seilwinde vom Windengüetli versorgt man die Badegäste mit Essen, Medizin und Hilfsmitteln für den Badeaufenthalt.
In der Zeit des Abtes Bonifaz zur Gilgen wird das Bad Pfäfers die geräumigste und stattlichste Bäderanlage weit über die Eidgenossenschaft hinaus. Er setzt bis 1708 die Neubauten fort, woraufhin gut 300 Personen gleichzeitig unter ärztlicher Aufsicht im Bad kuren; dazu kommen Dutzende von Begleitpersonen. Der Badeboom des 18. Jahrhunderts setzt ein.
Während der Französischen Revolution wirkt Benedikt Bochsler als Abt im Kloster Pfäfers. Er ist gezwungen, die Untertanen in Ragaz, Mels und im Taminatal aus der Leibeigenschaft zu entlassen und flieht 1798 vor den heranrückenden Franzosen. Im Jahr 1838 löst der Konvent der Mönche das Kloster auf. Quelle, Bad und Liegenschaften werden Eigentum des Kantons St. Gallen.
Unter der Leitung von Ingenieur Adolf Näf wird im Winter 1838/39 ein Fahrweg von Ragaz zum Bad Pfäfers errichtet. Darin eingebettet ist die Fortsetzung der Teuchelleitung aus Lärchenholz. Sie bringt das kostbare Thermalwasser zur Statthalterei im Hof Ragaz. Unter Bernhard Simon entsteht der Kurort Bad Ragaz.
1968 wird in Valens durch die Kantone St. Gallen, Basel-Stadt und die Thermalbäder und Grandhotels Bad Ragaz «Die Stiftung Bad Pfäfers» gegründet. Der Betrieb im Bad Pfäfers wird eingestellt und bereits am 15. Januar 1970 öffnet die Rheuma- und Rehabilitationsklinik Valens ihre Tore.
Gemäss Konzessionsvertrag mit dem Kanton St. Gallen hat die Gemeinde Pfäfers Anspruch auf 25 Prozent der jährlichen Schüttung der Thermalquelle. Abgesehen von diesem offensichtlichen Standortvorteil durch die Nutzungsrechte für das Thermalwasser gibt es für das Rehazentrum auch klimatische Vorteile: Die «Sonnenterrasse» Valens liegt auf 920 Metern Höhe und profitiert von einer langen Sonnenscheindauer am Nachmittag.