Am 12. Mai 2022 fand im Rehazentrum Valens das 23. Frühlingssymposium statt, das – als gleichzeitig 3. Interdisziplinäres Frühlingssymposium – dem Thema «Knie- und Rückenschmerzen in der Rehabilitation» gewidmet war. In Vorträgen und Workshops informierten Referentinnen und Referenten aus den Kliniken Valens sowie aus dem Inselspital Bern, dem Kantonsspital Graubünden und der ZHAW das interessierte Fachpublikum über Neues und Bewährtes zu diesen sehr verbreiteten Beschwerden.
Jede vierte Person in der Schweiz leidet unter Knie- oder Rückenschmerzen, und bei jeder 5. Person über 50 Jahren ist ein chronisches Leiden vorhanden. Dazu gehört auch die häufigste degenerative Erkrankung, die Arthrose. Heute zählen zu den Hauptgründen für viele Formen von Knie- und Rückenschmerzen der Bewegungsmangel und das zunehmende Übergewicht der Bevölkerung, aber auch andere physiologische Faktoren oder Unfälle.
Vorträge und Workshops von und mit Expertinnen und Experten
Über diese möglichen Auslöser sowie über Diagnose- und Therapieverfahren bei den höchst unterschiedlichen Beschwerden, die bei Knie- und Rückenproblemen auftreten können, informierten in ihren Vorträgen und Workshops die Organisatoren Prof. Dr. med. Stefan Bachmann (Ärztlicher Direktor, Kliniken Valens) und Dr. phil. Peter Oesch (Direktor Therapien, Kliniken Valens) sowie weitere Expertinnen und Experten: Peter Fuchs (Teamleiter Ergotherapie, Rehazentrum Walenstadtberg), Dr. med. Björn Janssen (Chefarzt Muskuloskelettale und Internistische Rehabilitation, Kliniken Valens), Thorsten Müller, PT (Teamleiter Physiotherapie Orthopädie, Inselspital Bern), Prof. Dr. Karin Niedermann (Institut für Physiotherapie, Departement Gesundheit, ZHAW), Daniel Riese MSc, cand PhD (Bereichsleiter Therapien, Rehazentrum Valens), Dr. phil. Martin Verra (Direktor Therapien, Inselspital Bern) und Dr. med. Jürg Wick (Leitender Arzt Rheumatologie, Kantonsspital Graubünden).
Knie- und Rückenprobleme: Wird zu schnell operiert?
Die Ursachen, Diagnosen und Therapien bei Knie- und Rückenschmerzen sind vielfältig. Die Referentinnen und Referenten thematisierten dementsprechend auch eine ganze Reihe von medizinisch-therapeutischen Ansätzen. Bei den gängigen Beschwerdebildern oder Verletzungen, wie etwa einem Kreuzbandriss, vertraten die Expertinnen und Experten den Standpunkt, dass eine «konservative» Behandlung stets zuerst angestrebt werden sollte, bevor eine Operation in Betracht gezogen wird. Es wurden Physiotherapie, Ergotherapie in Verbindung mit weiteren Möglichkeiten genannt, die laut Studien zu annähernd gleichwertigen Ergebnissen für die Lebensqualität der Betroffenen führen wie ein operativer Eingriff. Zudem falle etwa das Infektionsrisiko weg und die Behandlungskosten seien viel tiefer. Auch bei Arthrose seien demnach keine Spätfolgen bei verzögerter oder nicht durchgeführter Operation zu befürchten, wenn die Patientin oder der Patient ein adäquates Trainingsprogramm absolviere.
Es gilt, Wissen zu vermitteln und Bewegung zu fördern
Doch eine konservative Therapie ist auch harte Arbeit. Es brauche intensives Training, um die Beschwerden in den Griff zu bekommen – und das, je nach Beschwerdebild, über einen Zeitraum von mindestens drei Monaten. Der oder die Betroffene müsse daher auch nach der Phase der Physiotherapie oder Rehabilitation die Übungen selbstständig weiterführen und in Bewegung bleiben, um Schmerzen und Funktionseinschränkungen nachhaltig zu verbessern oder loszuwerden.
Eine der wichtigsten Aufgaben eines Therapeuten oder einer Therapeutin sei es daher, wie ebenfalls mehrere der Referierenden betonten, die Betroffenen aufzuklären und ihnen die Wichtigkeit der «Therapietreue» und der Bewegung an sich zu vermitteln. Hierzu gehöre auch, genau festzulegen, was das Ziel des Trainings ist – also die Frage zu stellen: «Was will ich mit der Therapie erreichen?» Gleichzeitig sei es von grosser Bedeutung, in Zusammenarbeit mit den Patientinnen und Patienten auch psychosoziale Einflussfaktoren zu identifizieren. Diese seien vor allem Stress, Gedanken, Gefühle oder Schlaf und sollten als Mitverursacher, beispielsweise bei Kreuzschmerzen, stets in Betracht gezogen werden.
Hohe Gesundheitsausgaben für Knie- und Rückenschmerzen
Muskuloskelettale Krankheiten (Erkrankungen des Bewegungsapparats, bspw. chronische Rückenschmerzen) werden in der Nationalen Strategie zur Prävention nichtübertragbarer Krankheiten (NCD) als Teilbereich geführt. Die Kosten für die Behandlung aller NCD machen rund 80 % der gesamten Gesundheitsausgaben aus; und davon wiederum entfällt ein grosser Teil auf muskuloskelettale Beschwerden. Mehr Informationen zu Zielen und Umsetzungsmassnahmen finden sich auf der Webseite des BAG: https://bit.ly/39saAx0
Gruppenbild: Die Referentinnen und Referenten und Organisatoren v.l.n.r.: Dr. med. Jürg Wick, Dr. med. Björn Janssen, Peter Fuchs, Dr. phil. Martin Verra, Prof. Dr. Karin Niedermann, Prof. Dr. med. Stefan Bachmann, Dr. phil. Peter Oesch, Thorsten Müller und Daniel Riese MSc, cand PhD (nicht am Bild)
Das Programm des 23. Frühlingssymposiums findet sich hier zum Nachlesen: Programm 23. Frühlingssymposium im Rehazentrum Valens.
Das 24. Frühlingssymposium findet am 25. Mai 2023 statt. Das Programm wird wiederum auf der Website der Rehab Academy veröffentlicht.